Vorgeschichte
Ende September 2000 erreichte mich eine Nachricht, nach
der eine indische Firma namens SK Dynamics einen
Gravitationsantrieb entwickelt, der von ihnen als Gravity
Motor bezeichnet wird und auf einer Theorie des Gründers
der Firma, Rakesh Goel, basiert. Ich war natürlich
sofort interessiert, was es mit dieser Geschichte auf sich
hat und schrieb an SK Dynamics mit der Bitte, mir Material
über diese Entwicklung zuzusenden. Die Antwort kam
wenige Stunden später:
Dear Andreas,
I have sent sufficient literature to you.
Hope you will give access to the same information to
all dear German readers in this field.
Regards
Deepak Jariwala
Mit diesem Artikel möchte ich der Bitte von Deepak
Jariwala nun nachkommen. Wer das Material im Original lesen
möchte, kann es sich herunterladen.
Die Theorie
Die Theorie von Rakesh Goel besagt in ihren
Grundzügen, dass es sich bei der allgemein als
Gravitationsfeld bekannten Erscheinung im Grunde um ein
elektromagnetisches Feld eines sehr hohen Frequenzbereiches
handelt, der bisher noch unentdeckt geblieben ist und dass
dieses Feld seinen Ursprung in der Bewegung der elektrisch
geladenen Teilchen innerhalb der Materie hat. Wie kommt er zu
dieser Hypothese?
Stellen Sie sich zwei H-Atome vor, die sich in gewissem Abstand zueinander
befinden, wie das in der nebenstehenden Zeichnung zu sehen ist.
In dieser Konfiguration existieren mehrere Kraftvektoren, resultierend aus
den Ladungen der einzelnen Teilchen:
- F1 zwischen den beiden Elektronen (Abstoßung)
- F2 zwischen den beiden Protonen (Abstoßung)
- F3 und F4 jeweils zwischen Elektron des einen und dem Proton des anderen Atoms (Anziehung)
Die Resultante dieser Vektoren wird mit Fe bezeichnet und
ergibt sich aus der vektoriellen Addition der
Einzelvektoren.
Da die Elektronen den Kern umkreisen,
werden sich die Kräfte F2, F3 und F4 ständig
verändern und somit natürlich auch Fe. Was aber ist
denn nun eigentlich Fe in der Realität? Rakesh Goel
beantwortet diese Frage mit seiner Hypothese:
Die resultierende Kraft Fe ist der
elektrostatische Kraftvektor der Gravitationskraft!
Ähnlich kann auch eine zweite Größe Fm
abgeleitet werden, die den magnetischen Anteil der
Gravitationskraft darstellt. Die Gravitationskraft selbst
ergibt sich demzufolge aus diesen beiden Anteilen:
Fg = Fe + Fm
Rakesh Goel hat mit Hilfe einer extra für diesen
Zweck entwickelten Software die resultierenden Vektoren
für unterschiedlichsten Fälle und Entfernungen
ausgerechnet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sie
für die uns bekannte Materie in keinem Fall Null sind
oder negative Werte annehmen. Die resultierende Kraft ist
also immer positiv (Anziehung).
Fachleute auf dem Gebiet der physikalischen
Chemie werden an dieser Stelle einwenden, dass es sich bei
den beschriebenen Kräften schlicht um die chemische
Bindung, also interatomare bzw. intermolekulare Kräfte
handelt und dass diese Kräfte bei Abständen um 10-9
m wesentlich größer sind als die
Gravitationskraft. Ausserdem sind diese Kräfte nach dem
bisherigen Verständnis in größerem Abstand
nicht mehr wirksam. Den Berechnungen Goels zufolge ist das
jedoch nicht der Fall. Die komplette Theorie Goels finden Sie
in [1].
Ein Resultat der Theorie ist, dass, wenn man elektrische
und magnetische Kräfte in einer Apparatur in geeigneter
Weise zusammenwirken läßt, es möglich sein
sollte, ein künstliches Gravitationsfeld zu erzeugen.
Von der Theorie zur Praxis
Wie kommt man nun von den oben angedeuteten theoretischen
Überlegungen zu einem konkreten Aufbau? Rakesh Goel
beschreibt dies folgendermaßen:
"Der Ausgangspunkt ist die Theorie des Magnetismus.
Eine frei bewegliche Ladung, die sich in Gegenwart eines
radialen magnetischen Feldes auf einer Kreisbahn bewegt,
erzeugt eine axiale mechanische Kraft.
Analog gilt für die Gravitation:
Ein Ladungsdipol, der sich in Anwesenheit eines radialen
magnetischen Feldes auf einer Kreisbahn bewegt, erzeugt eine
axiale Gravitationskraft, wenn er dem Impuls von Stromdipolen
ausgesetzt wird."
Man muss also versuchen, die oben beschriebenen
Zustände zwischen den Atomen mittels anderer
Ladungsdipole zu simulieren. Dabei kommt es darauf an,
möglichst hohe Frequenzen zu erzeugen, die in das von
Goel postulierte "Gravitationsband" hineinreichen. Dieses
Frequenzspektrum soll offensichtlich oberhalb des heute
bekannten elektromagnetischen Spektrums liegen, also oberhalb des
Bereiches der kosmischen Strahlung. Goel schlussfolgert dies
aus der Tatsache, dass die Eigenschaften elektromagnetischer
Wellen unterhalb dieses Bereiches hinlänglich bekannt
sind und offensichtlich keine gravitative Wirkung haben.
Derartige Frequenzen würden sich, so
Goel, mittels steiler Stromimpulse erzielen lassen. Ein
Stromimpuls in einem metallischen Leiter erzeugt ein
breitbandiges Rauschen, wobei das Spektrum umso höher
liegt, umso steiler der Stromanstieg ist.
Nach der Theorie entsteht Gravitation durch
die Bewegung der Elektronen in ihren Orbits innnerhalb
der Atome, die der Sinusschwingung von Ladungsdipolen
in drei Raumachsen gleichzusetzen ist. Es müsste also
durch die Anregung von Ladungsdipolen zu solchen Schwingungen
ein Gravitationsfeld entstehen, das abhängig von der
Frequenz und der Geschwindigkeit der Dipole ist.
Die Maschine
Die Realisierung der oben geschilderten Theorie basiert in
der Hauptsache auf einem von SK Dynamics neu entwickelten
Bauelement: dem Capacito-Inductor. Es handelt sich dabei, wie
der Name schon andeutet, um eine Kombination aus Kondensator
und Induktivität mit vier Anschlüssen. Im
nebenstehenden Bild ist die prinzipielle Schaltung
dargestellt.
Die mechanische Ausführung zeigt das
zweite Bild. Der Capacito-Inductor besteht in der Hauptsache
aus einer vierlagigen Wicklung, die abwechselnd Schichten aus
Metallfolie und einem Dielektrikum enthält und auf einen
isolierten zylindrischen Kern gewickelt ist. Bei den
Prototypen kamen als Material u.a. 8 um starke metallisierte
PE-Folie, die gleichzeitig als Leiter und Dielektrikum diente
oder eine Kombination aus 15um starker PE-Folie und 6um
starker Aluminiumfolie zum Einsatz. Die Windungszahlen der
ersten Prototypen lagen zwischen 256 und 1760 Windungen, die
sich ergebenden Kapazitäten C1 zwischen 2 und 18uF.
Beim Gravity Motor wird dieses Bauteil in
eine Anordnung aus Permanentmagneten montiert, die ein
radiales Magnetfeld erzeugen. Zur Erzeugung eines axialen
Gravitationsfeldes wird die gesamte Konstruktion in schnelle
Rotation versetzt, während an die Anschlüsse A/B
und C/D gleichzeitige und entgegengesetzt gerichtete
Stromimpulse angelegt werden. Zwischen A und C wird eine
Gleichspannung angelegt. Die Drehzahlen lagen bei den
Prototypen zwischen einigen hundert und über 3000 Umin-1
Erste Tests
Bisher sind bei SK Dynamics über 20 Prototypen gebaut worden,
von denen allerdings einige wegen Fehlern bei der Herstellung nicht
zum Test kamen.
Die Prototypen wurden, wie im Bild zu sehen, in einer Waage montiert und mit
einem Gegengewicht ausbalanciert. Die Ablesegenauigkeit dieser Anordnung betrug
ca. 17 g/mm
Hier einge Daten am Beispiel des Prototyps P14:
- Gesamtgewichtgewicht: 10 kg
- Drehzahl: 2800 - 2900 Umin-1
- Stromstärke der Impulse: ca. 6 A
- Gleichspannung zwischen A und C: ca. 750 V
- Daten des Capacito-Inductors: Material PE/Al-Folie, 453 Wdg., C = 32uF
Testergebnisse:
- in Abhängigkeit von der Rotation
Rotation |
Umin-1 |
0 |
2500 |
2860 |
3100 |
3262 |
3330 |
2954 |
2868 |
Anzeige |
mm |
151 |
151 |
152 |
152 |
151.5 |
150.8 |
151.5 |
151.5 |
- in Abhängigkeit von der Spannung A - C:
Spannung |
V |
0 |
750 |
0 |
750 |
Anzeige |
mm |
151 |
151.5 - 152 |
151 |
151.5 |
Die Tests ergaben im Mittel eine Ablenkung von 0,5 mm auf
der Skale der Waage, das entspricht einer Verringerung des
Gewichts der Apparatur um ca. 8,5 Gramm bzw. -0,05%. Die
Ablenkung zeigte sich nach den ersten 5 Minuten des Versuchs
und ging innerhalb von 3 bis 4 Stunden während des
Versuchs fast auf Null zurück.
Der letztgenannte Effekt zeigte sich auch bei anderen
Prototypen. P24 (rechts im Bild), getestet am 24.07.2000, zeigte einen
Rückgang der anfänglichen Reduzierung um 0,05% auf
0,03% nach ca. einem Tag, nahm allerdings wenig später
Schaden infolge eines Durchschlags des Dielektrikums. Weitere
Einzelheiten und Testergebnisse finden sich in [2].
Natürlich steht diese Entwicklung noch ganz am Anfang
und es gibt etliche ungeklärte Fragen sowohl
hinsichtlich der Theorie als auch der Konstruktion des
Gravity Motors. Eine der wichtigsten Fragen ist die nach dem
Frequenzbereich, der sich aus der Theorie ergibt, aber auch
eine mathematische Ableitung fehlt noch.
Pläne
Das erste Ziel von SK Dynamics ist die Erhöhung der
Reduzierung auf 5%. Ist dieses Stadium erreicht, könnten
derartige Geräte z.B. zur Lageregelung von Satelliten
zum Einsatz kommen. Diese Ziel soll zum Ende des Jahres 2002
erreicht werden.
In der zweiten Phase, die bis Ende 2006
erreicht werden soll, lautet das Ziel, den Gravity Motor
soweit zu verbessern, dass er das 1,5fache seines
Eigengewichts (ohne Stromversorgung) zu heben vermag.
Eine Präsentation, die diese und
weitere Daten enthält sowie einen Gesamtüberblick
enthält, finden Sie unter [3].
Über den Erfinder
Rakesh Goel ist Mitglied des IEEE und studierte an der
Universität von Roorkee (Indien). 1977 schloss er sein
Studium ab und erlangte mit Auszeichnung den Grad eines
Bachelor of Engineering in Electronics & Communication.
Von 1978 bis 1992 arbeitete er als
Technischer Direktor und Teilhaber in einer Firma, die
Testequipment und Steuerungssysteme u.a. für Zentrifugen,
Beschleunigungsmesser, Schwingungsmischer und optische Encoder
entwickelte.
1992 gründete er die Firma SK Dynamics
P. Ltd., eine eigenständige Firma für Forschung und
Entwicklung, mit der er nicht nur das Ziel verfolgt, einen
Gravitationsantrieb zu entwickeln, sondern z.B. auch
Motorsteuerungssysteme, u.a. für Analog Devices,
entwarf. Er hält zur Zeit zwei amerikanische Patente auf
dem Gebiet der Motorsteuerung, weitere Patente in Indien und
Amerika, die sich auf den Gravitationsantrieb beziehen, sind
angemeldet.
Quellen
- [1] Rakesh Goel: Thesis on Generation of Gravitational Force
-
MS Word Document
- [2] SK Dynamics Pvt.Ltd.: Test results
-
MS Word Document
- [3] SK Dynamics Pvt.Ltd.: A New Invention: Generation of Gravitational Force
-
MS PowerPoint Presentation
Rechtlicher Hinweis
Die vorgestellten Technologien und Geräte sind
geistiges Eigentum der Firma SK Dynamics Pvt. Ltd..
Sie unterliegen dem Patentschutz!
Bildmaterial: © SK Dynamics Pvt. Ltd. Die Genehmigung zur Veröffentlichung liegt vor.
Text: © Andreas Hecht
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